Was man in den Medien und Internet an Informationen finden kann, braucht nicht Gegenstand des Notierens zu werden. Es ist nicht nötig festzuhalten, dass im Moment um ein europäisches Land gefeilscht wird und es dabei um die Tilgung von 1,6 Milliarden Euro Schulden geht. Es ist nicht nötig zu notieren, dass der Elektronikkonzern Altice das Telecomunternehmen Bouygues für 10 Milliarden Euro kaufen wollte (was Bouygues heute ablehnte). Es ist aber doch gut, auf die so ungleichen Summen hinzuweisen, die dabei im Spiel sind, und darauf, wofür sie im Spiel sind. Ein Konzern setzt zur Vergrösserung seines Einflusses und seiner Macht ein Zehnfaches von der Summe ein, welche zur Erhaltung der Demokratie, der Selbstbestimmung eines Landes auf dem Spiel steht, und doch gilt die mediale Aufregung allein dieser vergleichsweise bescheidenen Summe.
Während seiner Lesung sass sie neben ihm, fiel in die kurzen Songs ein, mit denen der Vortragende sein episches Gedicht ab und zu unterbrach, und hantierte dabei mit Nadel und Faden. Erst sah es so aus, als wolle sie an seinem schwarzen T-Shirt ein Loch stopfen, doch sie hatte dort nur den Faden befestigt, den sie anschliessend durch den Stoff ihres eigenen Hemdes zog, um ihn erneute an seinem T-Shirt zu befestigen. Während er mit Worten einen Text wob, zog sie die Fäden von sich zu ihm und von ihm zu ihr immer dichter. Beim Schlussapplaus war sie mit ihm unzertrennlich geworden – eine Liebeserklärung, für die es keine Worte brauchte, nur etwas Geduld und ein Stück Zwirn.
Eine kleine Begebenheit nicht aufgeschrieben zu haben, kommt mir zuweilen wie eine Unterlassung vor, für die es eine Strafe absetzen wird. Nicht die Höchststrafe, und doch eine Todesstrafe, das Vergessen.