Vorn in der ersten Reihe sitzt sie, in der Mitte nahe der Bühne, vom Solisten nur zwei Armlängen entfernt. Mit offenem Mund und glänzenden Augen verfolgt sie jede Bewegung des Cellisten, ihre Haltung ist angespannt, ihr Gesicht von Bewunderung verklärt. Den Körper vorgebeugt, kniend beinahe und ohne Notiz vom Saal, den andern Leuten, der Jury zu nehmen, fiebert sie mit ihrem Sohn mit, der das Schlusskonzert am Konservatorium absolviert: Es gibt nur sie und ihn, ihn und sie. Vom Schlussapplaus, der nicht ihr gilt, fühlt sie sich sichtlich mitgetragen und mitgemeint. Und ich weiss nun, dass das Stück, das ich seit 6 Monaten über mir üben höre, von Tschaikowski stammt.

 

Das so ganz andere, das Leuchten in den Augen der Männer und Frauen, die, gefilmt von Soldaten der russischen Befreiungsarmee, der Hinrichtung von Kollaborateuren beiwohnen, entsetzt und triumphierend zugleich: das Leuchten aufflackernder Rache. Auffallend das häufige Wegblicken, das Schliessen der Augen im Moment, wo diese das schreckliche Geschehen, den Verstoss gegen die moralische Ordnung vorausnehmen. (Während die Bilder in mir jedes Gefühl auslöschen, weil ich für sie kein Mass und keinen Ort finden kann.) (Mémorial de la Shoa)

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